Niedersächsisches Landesmuseum Hannover - Das WeltenMuseum. Münzkabinett
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Das mehr als 43.000 numismatische Objekte (Münzen, Medaillen, Marken, Münzschmuck und Papiergeld) umfassende Münzkabinett des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover geht zurück auf das im 18. Jahrhundert entstandene ehemalige Königliche Münzkabinett zu Hannover. In seinem Kernbestand handelt es sich um die umfangreiche Privatsammlung des Loccumer Abtes Gerhard Wolter Molanus (1633-1722). Dieses, im Jahre 1745 durch die Welfen erworbene, Münzkabinett war vor allem als Forschungs- und Studiensammlung geplant – für die höfische Repräsentation war keine Münzsammlung mehr nötig, denn der Hof weilte aufgrund der Personalunion zu diesem Zeitpunkt schon seit Längerem in London. Dort legten die Welfen dann eigene Münzsammlungen an, die sich heute im British Museum und auf Schloss Windsor befinden. Im Laufe seiner Geschichte wurde das Münzkabinett von einer Reihe bekannter Numismatiker wie Hermann Grote (1802-1895), Eduard Fiala (1855-1924) oder Heinrich Buck (1866-1939) betreut.
Die geografischen Sammlungsschwerpunkte liegen vor allem in den ehemaligen welfischen Territorien (heute überwiegend Bundesland Niedersachsen) sowie – aufgrund der Personalunion zwischen dem Kurfürstentum (1692-1810/1814) sowie Königreich (1814-1866) Hannover und dem Königreich Großbritannien (1714-1837) – auf dem Britischen Empire und seinen Kolonien im 18./19. Jahrhundert. Der zeitliche Bogen der vorhandenen Objekte spannt sich vom Frühmittelalter (fränkische Merowinger) bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Hervorzuheben sind hierbei die Sammlungen welfischer Medaillen und Gnadenpfennige, die braunschweig-lüneburgischen Löser (silberne Mehrfachtalerprägungen), zahlreiche niedersächsische Städteprägungen der Frühen Neuzeit (u.a. Göttingen, Northeim, Einbeck oder Hameln), ein umfangreicher Bestand an Personenmedaillen sowie Münzen der britischen Kolonien (u.a. Australien, Kanada, Indien und Südafrika). Die Sammlung wird zudem regelmäßig durch Abgaben von Fundmünzen der niedersächsischen Landesarchäologie erweitert.
Durch die Sammlung Gerd-Henrich Stork besitzt das Münzkabinett zudem eine einmalige Kollektion von Münzen, Medaillen und Plaketten mit Bezug zu geowissenschaftlichen Ereignissen, Personen und Objekten. Die Sammlung wurde 2014 in Kooperation mit der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover in den Bestand integriert, vollständig erschlossen und monographisch veröffentlicht. Hinzu kommen römer- und völkerwanderungszeitliche Münzschätze, die Bestandteil der Sammlung des Fachbereichs Archäologie im Landesmuseum sind, sowie prämonetäre und koloniale Zahlungsmittel aus dem Fachbereich Ethnologie. Außerdem verfügt das Münzkabinett über eine umfangreiche und ständig erweiterte Präsenzbibliothek mit numismatischer Forschungsliteratur vor allem zu Mittelalter und Neuzeit.
Publikationen zur Geschichte und Sammlung des Münzkabinetts
Eduard Fiala: Münzen und Medaillen der Welfischen Lande, 9 Bände, Prag/Leipzig/Wien 1904-1919.
Reiner Cunz: Vom Taler zur Mark, Einführung in die Münz- und Geldgeschichte Nordwestdeutschlands von 1500 bis 1900, Hannover 1986, 5. aktualisierte Aufl., Hannover 1998.
Reiner Cunz: Numismatik zwischen Haushistoriographie und fürstlicher Sammellust, Dargestellt am Beispiel der Geschichte des ehemaligen Königlichen Münzkabinetts zu Hannover und seiner Betreuer, 1745-1945, Hamburg 1997 (= Numismatische Studien 11).
Stefan Roth: Eine Königliche Sammlung, das neue Niedersächsische Münzkabinett, in: Numismatisches Nachrichtenblatt 60, 2011, S. 5-9.
Projekte
Das Münzkabinett ist Kooperationspartner des virtuellen Münzportals KENOM (Kooperative Erschließung und Nutzung der Objektdaten von Münzsammlungen – www.kenom.de. Hier sind umfangreiche Teile seiner Bestände online zu sehen.
Außerdem beteiligt sich das Münzkabinett an der Initiative Numismatik in Hannover, zu der auch die Münzsammlungen des Historischen Museums Hannover (HMH) und des Museums August Kestner (MAK) sowie die Fundmünzenbearbeitung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (FMNLD) und die Numismatische Gesellschaft zu Hannover e.V. (NGH) gehören. Alle Einrichtungen bieten regelmäßig numismatische Veranstaltungen (Vorträge und Führungen) sowie Online-Führungen (YouTube) und einen gemeinsamen Instagram-Account (#numismatik_hannover) an. Eigene Publikationsreihen der Initiative mit Aufsätzen zur niedersächsischen Numismatik und zur Fundmünzenbearbeitung erscheinen in den Geldgeschichtlichen Nachrichten (Reihe: Numismatik in Hannover) und dem Numismatischen Nachrichtenblatt (Reihe: Münzfunde aus Niedersachsen).
Der Landesnumismatiker führt derzeit regelmäßig Lehrveranstaltungen zu wirtschafts- und geldhistorischen Themen an den Universitäten von Osnabrück und Göttingen durch. In diesem Rahmen entstanden auch eine Online-Ausstellung zur Münzprägung unter Kaiser Augustus und und ein Tutorial zur Deutschen Münzgeschichte (ca. 800-1871).
Münzsammlungen in Niedersachsen (in Auswahl)
Niedersachsen ist das zweitgrößte Bundesland mit rund 625 musealen Anknüpfungspunkten, in denen kunst- und kulturhistorisch bedeutsame Objekte aller Epochen gesammelt, erforscht, für die Nachwelt bewahrt und einer breiten Öffentlichkeit präsentieren werden. Darunter befinden sich auch zahlreiche Münz- und Medaillensammlungen. In der vielfältigen Landschaft vom Mittelgebirge des Harzes bis zu den Stränden der Nordsee spiegelt sich die wechselvolle Geschichte in zahlreichen Bau- und Bodendenkmäler ebenso wider, wie in den Einzel- und Hortfunden von Münzen, die jedes Jahr ans Licht kommen und von den Bezirksarchäologen bearbeitet werden. Aus der Vielzahl numismatischer Sammlungen seien an dieser Stelle einige größere Museumssammlungen herausgegriffen:
Braunschweig: Herzog Anton Ulrich-Museum. Universalsammlung, wechselnde Ausstellungen (Erfassung: IKMK).
Clausthal-Zellerfeld: Oberharzer Bergwerksmuseum. Sammlung Harzgepräge.
Einbeck: Stadtmuseum. Sammlung Stadt Einbeck.
Emden: Ostfriesisches Landesmuseum. Sammlung Ostfriesland, Stempelsammlung, Münzmeisterstein.
Göttingen: Universitätsmünzkabinett. Universalsammlung (Erfassung: KENOM).
Städtisches Museum. Sammlung Stadt Göttingen und Münzfunde Raum Göttingen.
Hameln: Museum. Sammlung Stadt Hameln, Stempelsammlung.
Hannover: Historisches Museum Hannover. Sammlung Stadt Hannover; Museum August Kestner. Sammlung antiker und mittelalterlicher Prägungen.
Hildesheim: Roemer- und Pelizaeus-Museum. Sammlung Stadt und Bistum Hildesheim.
Jever: Schlossmuseum (Erfassung: KENOM).
Lüneburg: Museum für das Fürstentum Lüneburg. Sammlung Stadt Lüneburg, Stempelsammlung, Rechentisch, Fahrbüchse.
Nienburg/Weser: Museum. Sammlung Grafschaft Hoya.
Northeim: Heimatmuseum. Ausstellung spätmittelalterlicher Münzfund Northeim-Höckelheim, ca. 17.000 Exemplare.
Oldenburg: Stadtmuseum Oldenburg (Erfassung: KENOM). Landesmuseum Natur und Mensch (Erfassung: KENOM). Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Sammlung Grafschaft/Großherzogtum Oldenburg (Erfassung: KENOM).
Osnabrück: Kulturgeschichtliches Museum. Sammlung Stadt und Bistum Osnabrück.
Peine: Kreismuseum. Ausstellung u. a. Silberbarrenfunde des Spätmittelalters
Stade: Museen Stade. Sammlung Stadt Stade, Herzogtümer Bremen und Verden.
Syke: Kreismuseum. Spätmittelalterlicher Münzfund Asendorf (Landkreis Diepholz), ca. 6.300 Exemplare.
Zeven: Museum Kloster Zeven. Münzfund von Heeslingen aus dem 17. Jahrhundert.