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Neuerscheinung zum Notgeld der Stadt Melsungen
Vom Beginn des Ersten Weltkriegs am 1. August 1914 bis zur Einführung der Reichsmark im Oktober 1924 durchlief das deutsche Geldwesen große Veränderungen. Sie setzten ein mit dem Abschied von dem Gold aus dem Umlauf und endeten in einer Katastrophe, als im November 1923 10 Milliarden Papiermark auf den Wert eines einzigen Pfennigs sanken. Mängel im Nachschub an kleiner Münze zwangen schon im Krieg die Reichsbank zur Duldung von lokalem »Notgeld«. Zu den ersten Kommunen in Hessen, die den örtlichen Umlauf mit »Kleingeldersatzmarken« aus Zink und Eisen in Pfennigwerten stützten, gehörte 1917 Melsungen. Kurz nach Kriegsende kamen sogar für wenige Monate Geldscheine in den Verkehr. Die gebotenen Maßnahmen setzte die Kreisstadt eigenständig um, ähnlich wie viele andere Kommunen in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und im Reich. Wie fast alle Geldzeichen der Zeit war Notgeld am Ende wertlos, wurde aber zur gefragten Ware für Sammler. Allem Widerstand der Aufsichtsbehörden zum Trotz bildete sich ein geradezu konjunkturhafter Markt.
Vor dem Hintergrund lokaler Spielarten des Geldes, die es selbst zu Zeiten der Globalisierung noch gibt, werden Aspekte aus der vergleichenden Landes- und Ortsgeschichte, der Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie der Kulturgeschichte zusammengeführt. Mit nur drei Jahrgängen von Notmünzen und seinen drei »Stadtkassenscheinen« hielt sich Melsungen eher zurück. Der mikrohistorische Ansatz macht diese Stadt über die engere Numismatik und Geldgeschichte hinaus zum herausragenden Exempel für die frühe Notgeldzeit und ihr vielfältiges »Nachleben«.
Niklot Klüßendorf: Das Notgeld der Stadt Melsungen seit 1917. »Behelf« und »Ware« als zwei Seiten der Medaille (Schriften des Hessischen Staatsarchivs Marburg, Bd. 31), Marburg 2016, 94 S., 14 teils farbige Abb., brosch., Lpr. 16,00 €. ISBN 978-3-88964-216-5.
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