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Nachrichten

30.06.2015

Jahrestagung der Numismatischen Kommission in Frankfurt am Main

Am 25. und 26. Juni kam die Numismatische Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland in Frankfurt am Main zu ihrer Jahreshauptversammlung zusammen. In den Räumen des Historischen Museums wurde intensiv über aktuelle Fragen und zukünftige Projekte diskutiert.
Neue Strukturen und neue Mitglieder
Die 1950 gegründete Numismatische Kommission setzt sich als wissenschaftliche Organisation der Bundesländer für die Förderung und Aufarbeitung der Münz- und Geldgeschichte sowie für die Fundmünzenpflege in Deutschland ein. In den letzten Jahren veränderte sich die Situation der Numismatik in den Ländern stark. So ging die Zahl der hauptamtlichen Numismatiker deutlich zurück, während gleichzeitig andere Institutionen, die numismatische Forschung betreiben, an Bedeutung gewannen. Daraus resultierte der große Wunsch der Mitglieder, die inhaltliche Basis der Numismatischen Kommission zu verbreitern. 2014 wurde daher die Struktur der Kommission verändert. Die bisher nicht stimmberechtigten Beisitzer sind nun vollwertige abstimmungsberechtigte Mitglieder, weitere numismatische Fachleute wurden aufgenommen.
In diesem Jahr nahmen die neu gewählten Mitglieder Dr. Volker Benad-Wagenhoff (ehemals Technoseum Mannheim; für die experimentelle Numismatik), Dr. Frank Berger (Historisches Museum Frankfurt; für die kommunalen Museen), Prof. Dr. Fleur Kemmers (Universität Frankfurt; für die numismatische Lehre) und Dr. David Wigg-Wolf (Römisch-Germanische Kommission; für die antiken Fundmünzen) erstmals an einer Jahreshauptversammlung der Numismatischen Kommission teil.
KENOM: digitale Projekte
Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie der Numismatischen Kommission und der Gitta-Kastner-Forschungsstiftung wurde seit November 2012 das KENOM-Projekt gefördert. Dieses Akronym steht für die Kooperative Erschließung und Nutzung der Objektdaten von Münzsammlungen.
Die Numismatische Kommission nutzt das KENOM-Projekt, um die Datenbank der Münzfunde von Access auf ein webbasiertes System umzustellen. Einzel- wie Schatzfunde sind bedeutende (landes-)geschichtliche Quellen. Zusammen mit schriftlichen Quellen bieten sie wichtige Informationen zur Währungsgeschichte und zum Geldumlauf. Die Numismatische Kommission der Länder zählt die Fundmünzenpflege und -auswertung zu ihren zentralen Aufgaben. Im Münzfundkatalog Mittelalter/Neuzeit sind über 21.000 Datensätze der Stufe 1 (allgemeine Informationen) und knapp 60.000 Datensätze der Stufe 2 (Münzbeschreibungen / Regesten) erfasst. Diese Daten wurden 2015 in die KENOM-Funddatenbank übertragen, über 5.000 Fundmünzen sind bereits online nutzbar (www.kenom.de). Eine Publikation von weiteren Fundmünzen über die KENOM-Website wird vorbereitet. Darüber hinaus wurde beraten, welche neuen Perspektiven sich für die Fundmünzenerfassung bieten.
Nachwuchs-Förderung: Walter Hävernick-Preis und Reisestipendien
Als eine wichtige Aufgabe sieht die Numismatische Kommission die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland an. Dieses Anliegen wird umso drängender in einer Zeit, in der sich trotz sinkender Zahl von Vollzeitstellen an Universitäten und Museen immer mehr neue interessante Aufgaben für die Numismatik anbieten.
Dank der Unterstützung der kürzlich gegründeten Nachwuchsstiftung, die regelmäßig durch den Verband der deutschen Münzhändler Zustiftungen erhält, kann die Numismatische Kommission den wissenschaftlichen Nachwuchs seit wenigen Jahren durch den Walter-Hävernick-Preis sowie durch Reisestipendien fördern.
Der Nachwuchspreis – benannt nach dem Hamburger Numismatiker Walter Hävernick (1905–1983) – wird seit 2011 jährlich von der Numismatischen Kommission vergeben. Er ist mit 2000 € dotiert, um die Drucklegung einer herausragenden akademischen Abschlussarbeit (Habilitation, Promotion, Masterarbeit) zu fördern. Im Jahr 2015 wurde Stefan Roth als fünfter Preisträger mit dem Walter-Hävernick-Preis ausgezeichnet. Gewürdigt wurde seine Göttinger Dissertation „Geldgeschichte und Münzpolitik im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg im Spätmittelalter“. Erstmals erhielt der mit dem Walter-Hävernick-Preis Geehrte in diesem Jahr auch die zu dem Preis gehörige Medaille, die Carsten Theumer im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst für die Numismatische Kommission geschaffen hat und die von Bernhard Weisser im NNB 6/2015, S. 220 bereits vorgestellt wurde.
Daneben förderte die Numismatische Kommission auch vier Nachwuchswissenschaftler durch Reisestipendien für den Internationalen Numismatischen Kongress in Taormina im September 2015. Es wurden vier Stipendien zu jeweils 500 € an Dr. Johannes Christian Bernhardt, Hristina Ivanova, Sandra Matthies und Marc Philipp Wahl vergeben. Die Stipendiaten werden in Taormina z. T. in eigenen Vorträgen ihre Dissertationsthemen und andere aktuelle Forschungsprojekte dem Fachpublikum vorstellen; dabei handelt es sich fast ausschließlich um Fragestellungen der antiken Numismatik. Ein fünftes Reisestipendium (für Dr. Sven Günther) hat die Deutsche Numismatische Gesellschaft vergeben.
Münzen und die Novellierung des Kulturgutschutzes
Die Novellierung des Kulturgutschutzgesetzes ist ein Thema, das auch die numismatische Welt in den letzten Monaten stark bewegte: Unter Händlern, öffentlichen Einrichtungen, Sammlern und Wissenschaftlern herrscht Unsicherheit über die Auswirkungen auf die Numismatik. Die Numismatische Kommission verabschiedete nach intensiver Diskussion einstimmig eine Stellungnahme, in der sie auf die Besonderheiten der Münzen als Kulturgut verwies und dazu auffordert, im weiteren Gesetzgebungsprozess gehört zu werden.
Matthias Ohm
Sekretär der Numismatischen Kommission
veröffentlicht im NNB 8/ 2015, S. 313f.