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Nachrichten

02.04.2015

Medaille für die Träger des Walter Hävernick-Preises

Zur Gestaltung des Walter Hävernick-Preises für Numismatik durch Carsten Theumer
Vorderseite: Hüglige Landschaft, aus der sich Umrisse und Formen einer hockenden Eule in Dreiviertelansicht ergeben. Darüber mit Schnüren gezogenes Gitternetz, das bis zu einer Außenlinie reicht, und zwei Messstäbe mit Wimpel. Im linken Feld die Signatur T.
Rückseite: WALTER / HÄVERNICK-/PREIS FÜR / NUMISMATIK. Aufschrift in vier Zeilen, außen Linie.
Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. 2015/119, Objekt-Nr: 18247620 (Belegexemplar für den Auftraggeber). Bronze, 92x111 mm. Datierung: 2015
Der Walter Hävernick-Preis für Numismatik ist der Nachwuchspreis der Numismatischen Kommission der Länder (www.numismatische-kommission.de). Mit seiner Vergabe wird die Weiterentwicklung der numismatischen Forschung in Deutschland unterstützt. Er besteht aus einer Medaille und einer Urkunde und ist zusätzlich mit 2.000 Euro dotiert. Mit dem Preisgeld wird die Drucklegung einer hervorragenden wissenschaftlichen Abschlussarbeit oder Monographie junger Nachwuchswissenschaftler gefördert. Grundlage für die Auszeichnung bildet ein beispielhaftes Werk, das wissenschaftliches Neuland erschließt, über die Fachgrenzen hinaus wirkt und in seiner sprachlichen Gestaltung vorbildhaft ist. Bislang wurde er viermal vergeben: 2012 an Angela Berthold („Entwurf und Ausführung in den artes minores. Gemmen- und Münzkünstler des 6.-4. Jahrhunderts v. Chr.“), 2013 sowohl an Philipp Rössner („Deflation, Devaluation, Rebellion: Geld im Zeitalter der Reformation“) als auch an Johannes Wienand („Der Kaiser als Sieger. Metamorphosen triumphaler Herrschaft unter Constantin I.“) für ihre qualitativ gleichwertigen Arbeiten, und 2014 an Alexa Küter („Zwischen Republik und Kaiserzeit: Die Münzmeisterprägung unter Augustus“).
Die Medaille, deren Entwurf durch die Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst betreut und finanziert wurde, ist ein Werk des in Halle (Sachsen-Anhalt) schaffenden Bildhauers und Medailleurs Carsten Theumer (www.medaillenkunst.de). Die Vorderseite zeigt nicht das Porträt des verdienten Numismatikers, nach dem der Preis benannt ist, sondern ist das Ergebnis von Überlegungen des Künstlers zum Wesen der Numismatik. Für Viele steht das athenische Motiv der in Dreiviertelansicht nach rechts hockenden Eule für die Numismatik schlechthin. Numismatische Vereine und Sammler haben die Eule als ihr Wahrzeichen gewählt. Auch die Numismatische Kommission der Länder als die Donatorin der Medaille, die nicht käuflich erworben werden kann, hat die Eule in ihr Signet aufgenommen, denn Athenas Begleittier ist zugleich auch das Symbol von Weisheit und Klugheit der Göttin. Theumer bekennt sich zur Eule als Emblem der Numismatik, spielt jedoch auf mehreren Ebenen mit dieser Symbolik: Sie ist so stark verfremdet und abstrahiert, dass sie als solche kaum mehr zu erkennen ist. Diese Wahrnehmung der Eule als rätselhaft und abstrakt korrespondiert mit der häufig anzutreffenden Wahrnehmung der Numismatik als verschlüsselt und hermetisch nach außen abgeschlossen. Nur Eingeweihten scheint sie zugänglich zu sein. Wer sich ihr – der Eule wie der Numismatik – nähern will, muss mit Hilfe der Wissenschaft erst ihren Schleier lüften, ähnlich dem bekannten Motiv des verschleierten Bildes der Isis zu Saïs. Vieles erscheint nicht (be)greifbar, bis man durch die intensive Beschäftigung mit dem Gegenstand den Schleier lüftet und das Zugrundeliegende, die Wahrheit der Dinge, erkennt.
Der Bildhauer verbirgt das Tier unter einer zerklüfteten Landschaft mit Hügeln und Tälern, und daher ist sie auf ersten Blick nicht zu identifizieren. Doch diese Landschaft wird vermessen und auf diese Weise in ein Koordinatensystem gebracht. Die offenen Fäden im Gradnetz erinnern daran, dass es in der Numismatik offene Fragen zu lösen und Verbindungspunkte zu verknüpfen gibt. Theumers Medaille ruft den Preisträgern in Erinnerung, dass Athenas Klugheit und Geschicklichkeit die Eigenschaften sind, die sie anwenden müssen: zum Enträtseln der Medaille, und nicht weniger zum Lösen numismatischer Fragestellungen. - Bernhard Weisser